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Zürichsee-Zeitung, 4. März 2013

Klares Ja zu Familienwohnungen

71 Prozent der Stäfner Stimmberechtigten haben für die SP-Initiative gestimmt – trotz einer Kampagne einer anonymen Interessengruppe.

Michel Wenzler
Mit Flugblättern haben Unbekannte kurz vor dem Urnengang Stimmung gegen 20 neue Familienwohnungen in Ürikon gemacht. Sie versuchten, Vorurteile gegenüber Familien mit niedrigen Einkünften zu schüren, die sich im Falle eines Ja in der Nachbarschaft niederlassen würden. Mit dieser Aktion vermochten die anonymen Abstimmungskämpfer aber nicht zu punkten, wie das Resultat des gestrigen Abstimmungssonntags zeigt: 71,0 Prozent, also fast drei von vier Stimmenden, sprachen sich für die Initiative der SP aus. In absoluten Zahlen ausgedrückt: 3677 Stäfner sind dafür, dass die Gemeinde günstigen Wohnraum für Familien fördert, 1500 dagegen. Die Stimmbeteiligung fiel mit 55,6 Prozent hoch aus. Gemäss Initiative soll die Gemeinde ein Grundstück an der Schoorenstrasse in Ürikon im Baurecht abgeben, zum Beispiel an eine gemeinnützige Baugenossenschaft. Diese würde auf der Wiese Wohnungen für Familien mit tiefen bis mittleren Einkommen erstellen. Ursina Egli, Stäfner SP-Präsidentin und Kantonsrätin, zeigt sich erfreut über das Resultat. Sie hat drei Erklärungen, weshalb es so deutlich ausfiel. Zum einen würde die Bevölkerung seit 2010, als eine ähnliche Initiative für Familienwohnungen abgelehnt wurde, das Problem des fehlenden günstigen Wohnraums stärker wahrnehmen.

Grundstück besser gewählt
Zum anderen war in den Augen der SP-Präsidentin die Wahl des Standorts entscheidend. Die Initianten haben ein Grundstück ohne Seesicht und direkt am Bahndamm ausgewählt. Damit reagierten sie auf die Niederlage vor drei Jahren. Die 2010 abgelehnte Initiative, die der damalige SP-Kantonsrat Peter Schulthess eingereicht hatte, sah ein exklusives Grundstück mit See- und Bergsicht im Stäfner Ortsteil Ülikon vor. Das rief prompt Neider hervor, die das «Luxusgrundstück » nicht für gemeinnützige Wohnungen hergeben wollten. Unter anderen machte die SVP damals gegen die Vorlage mobil. Dieses Mal stellten sich aber alle Parteien hinter die Vorlage. Ursina Egli sieht darin den dritten Grund für die klare Zustimmung. «Die Ja-Parolen der grossen Parteien haben uns geholfen», sagt die SP-Präsidentin.

Noch einmal an die Urne
Wie stark die hetzerischen Flugblätter den Initianten in die Hände gespielt und Befürworter mobilisiert haben, kann Egli nicht beurteilen. «Ich denke aber, dass die Flugblätter der Initiative sicher nicht geschadet haben», sagt sie. Nach dem Ja zur Initiative liegt der Ball beim Gemeinderat, der das Anliegen der SP ebenfalls unterstützte. Mit dem Entscheid der Stimmbürger ist die Behörde damit beauftragt worden, eine Vorlage auszuarbeiten. Sie muss die Möglichkeiten zur Überbauung des Grundstücks klären und eine gemeinnützige Organisation finden, welche die Wohnungen erstellt. Sind diese Grundlagen erarbeitet, stimmen die Stimmberechtigten von Stäfa ein zweites Mal an der Urne ab.


Zürichsee-Zeitung, 28. Feb. 2013, Leserinnenbriefe

Diskriminierend und beschämend
Zu «Flugblatt verärgert Üriker», Ausgabe vom 26. Februar

Dass die IG Schoren nicht erfreut ist über ein Bauprojekt auf der Wiese hinter der Post, kann ich verstehen. Der Flyer mit den Argumenten gegen die Initiative der SP für sozialen Wohnungsbau in meinem Briefkasten sind jedoch nicht nur haarsträubend, sondern auch extrem diskriminierend und beschämend. Zitate aus dem Flyer: «Wer braucht eine Sozialüberbauung, wünschen Sie sich Nachbarn aus der unteren sozialen Schicht, brauchen Kinder Schulkollegen aus der unteren Schicht?» Offenbar haben finanziell weniger begünstigte Menschen nicht das Recht auf eine gute, bezahlbare Wohnung in Ürikon? Diese Wiese wird früher oder später überbaut, willkommener wären wohl teure Eigentumswohnungen oder Mietwohnungen ab 5000 Franken per Monat? Gerade für Kinder ist es wichtig, in einer sozialdurchmischten Gesellschaft aufzuwachsen.
Marianne Mätzener, Ürikon

Name verborgen, Gesinnung nicht
Zu «Flugblatt verärgert Üriker», Ausgabe vom 26. Februar

«Wer braucht denn eine Sozialwohnung? » – «Wünschen Sie sich Nachbarn aus der unteren sozialen Schicht?» – «Brauchen Ihre Kinder Schulkollegen aus Familien mit niedrigen Einkommen? ». Diese Fragen sind im Flugblatt gezeichnet von der IG Schooren. Welche Namen verbergen sich hinter der «neutralen » IG Schooren? Keineswegs neutral und verborgen bleibt die Gesinnung, die durch die oben zitierten Sätze aus dem Flugblatt zum Ausdruck kommen: Menschenverachtung und Überheblickheit. Die Mehrheit der Bevölkerung von Ürikon, die als Gesamtheit im Flyer auch noch bemüht wird, distanziert sich vom Gebaren der IG Schooren. Mit ihrem Hüftschuss beleidigt die IG Schooren nicht nur unsere Nachbarn, sie torpediert auch die Bemühungen in Quartier und Schule um freundnachbarschaftliches Zusammengehen bei aller Unterschiedlichkeit. Dieses Zusammengehen ist ja nicht weniger als ein Lebensmodell für die Zukunft unserer Kinder.
Barbara Matile, Ürikon


Zürichsee-Zeitung, 26. Feb. 2013, Frontseite

Flugblatt verärgert Üriker

Mit einem anonymen Aufruf macht eine Interessengemeinschaft im letzten Moment gegen die SP-Initiative für Familienwohnungen mobil. Der Tonfall des Flugblatts löst in Ürikon Empörung aus.

MICHEL WENZLER
Lange war es ruhig um die SPInitiative für Familienwohnungen, über welche die Stäfner am 3. März abstimmen. Es gab keine kritischen Leserbriefe, und die Parteien begrüssten die Idee, hinter der Üriker Post und neben dem Bahngleis 20 Familienwohnungen auf gemeindeeigenem Land zu erstellen. Die FDP bezeichnet eine gute soziale Durchmischung der Bevölkerung als wichtiges Anliegen. Auch die SVP, die 2009 ein Projekt im Stäfner Ortsteil Ülikon bekämpft hatte, hat sich hinter die Vorlage gestellt («ZSZ» von gestern). Die übrigen Parteien stellten die Initiative ebenfalls nicht infrage. Trotzdem regt sich nun im letzten Moment Widerstand gegen das Vorhaben. Am vergangenen Freitag flatterte in die Üriker Haushalte (nicht aber in Stäfner Briefkästen) ein Flugblatt. Dessen Verfasser macht Stimmung gegen die «Sozialüberbauung», die seiner Meinung nach nicht in die Umgebung passt und die Landreserven zubetonieren würde. «Wünschen Sie sich Nachbarn aus der unteren sozialen Schicht?», heisst es zudem im Pamphlet. Und weiter: «Brauchen Ihre Kinder Schulkollegen aus Familien mit niedrigen Einkommen?»

Kein Rückhalt im Quartier
Weniger deutliche Worte findet der Verfasser, wenn es um seine eigene Identität geht: Nach Personen, die namentlich zu den Aussagen stehen, sucht man auf dem Flugblatt vergeblich. Unterschrieben ist es lediglich mit «IG Schooren ». Daraus liesse sich schliessen, dass sich der Widerstand in der Schoorenstrasse formiert hat, wo die Familienwohnungen geplant sind. Dort aber rätselt man, wer hinter der Interessengemeinschaft steht.Von den rund 30 Haushalten im Quartier, welche die «ZSZ» gestern kontaktierte, waren elf erreichbar. Niemand wusste, wer sich per Flugblatt gegen die Wohnungen wehrt. Und praktisch alle befragten Nachbarn zeigten sich entsetzt über die Art und Weise, wie Familien mit niedrigen Einkommen verunglimpft werden. «Wenn tatsächlich jemand aus dem Quartier dieses Flugblatt verfasst hat, würde ich mich dafür schämen», sagt eine Anwohnerin. «Das ist nicht die feine Art», sagt selbst ein Anwohner, der gegen die Initiative ist und die Wiese lieber bewahren würde. Nachbarn haben kurz darauf reagiert und zwei Flugblätter in Umlauf gebracht, die den rüden Ton des Verfassers geisseln. Bei der «ZSZ» meldeten sich empörte Leserinnen. Als «menschenverachtend und überheblich» taxiert eine Ürikerin die Aktion. Von einer «Vorverurteilung von Familien mit geringerem Einkommen » spricht eine andere Leserin. Als «extrem diskriminierend und beschämend» bezeichnet eine dritte das Pamphlet. Auch die Stäfner SP-Präsidentin und Kantonsrätin Ursina Egli empfindet die im Flugblatt geäusserte Kritik als pauschal und «als ein äusserst bedenkliches Statement gegen Menschen mit niedrigem Einkommen». Die Angst vor einer Sozialüberbauung sei unbegründet, sagt sie zudem. Es würden nicht in erster Linie Sozialhilfebezüger in die Wohnungen einziehen. Es habe auch Platz für Familien mit mittlerem Einkommen.

KOMMENTAR VON MICHEL WENZLER

Feige und niveaulos

Wer sich in einen Abstimmungskampf einmischt, soll mit seinem Namen für sein Ansinnen bürgen. An dieses ungeschriebene Gesetz will sich eine Üriker Gruppierung – vielleicht ist es auch nur eine Einzelperson – nicht halten. Im Namen der «IG Schooren» hat sie in den vergangenen Tagen ein Flugblatt verteilt, mit dem sie mehr mit Stimmungsmache als mit Argumenten die SP-Initiative für Familienwohnungen zu bodigen versucht.

Sich hinter einer anonymen Interessengemeinschaft zu verstecken, ist feige – zumal in diesem Fall auch falsche Tatsachen suggeriert werden: nämlich, dass praktisch ein ganzes Quartier, also ein grosser Teil der Anwohner der Schoorenstrasse, hinter dem Flugblatt steht. Dies ist offenkundig nicht der Fall. Einmal mehr zeigt sich, dass das Konstrukt der Interessengemeinschaft gerne missbraucht wird. Wenn es einer IG nur noch darum geht, Projekte zu verhindern – und dies erst noch unter dem Schutzmäntelchen der Anonymität –, hat dies nicht mehr viel mit einem konstruktiven Beitrag zur öffentlichen Diskussion zu tun.

Ein Trost ist, dass in Ürikon die Zivilgesellschaft noch funktioniert und korrigierend eingegriffen hat. Die Empörung über die Tonalität des Flugblatts ist gross. Mancher Üriker mag sich vielleicht an eine alte Kommunikationsregel erinnern: Eine Botschaft ist nur so glaubwürdig wie ihr Absender. Im Falle des anonymen Verfassers bedeutet dies – überhaupt nicht.


20minuten online, 25. Feb. 2013:

Zoff im reichen Stäfa um günstige Wohnungen

Ein anonymes, beleidigendes Flugblatt hetzt in der Goldküsten-Gemeinde Stäfa gegen eine SP-Initiative für günstige Familienwohnungen. Über den Urheber wird gerätselt.

«Wünschen Sie sich Nachbarn aus der unteren sozialen Schicht? Brauchen Ihre Kinder Schulkollegen aus Familien mit niederen Einkommen?» So schüren zwei Flugblätter derzeit Ängste in der Goldküsten-Gemeinde Stäfa, wo viele Reiche und Promis wie etwa Autorennfahrer Nick Heidfeld leben. Grund ist die SP-Initiative für 20 gemeinnützige Familienwohnungen an der Schoorenstrasse im Stäfner Ortsteil Uerikon, über die am Sonntag abgestimmt wird. Gezeichnet sind die Flyer mit IG Schooren.
Doch im Quartier weiss niemand, wer hinter der IG steckt: «Vermutlich wars nicht mal jemand aus unserer Strasse», sagt eine direkt betroffene Anwohnerin. Ein anderer meint: «Klar hätten wir am liebsten, dass die Wiese bleibt, doch diese Flugblätter sind total daneben.»
Ein Eigengoal?
Als Reaktion darauf sind gestern zwei neue Flugblätter in den Briefkästen der Ueriker gelandet – von Befürwortern der Initiative. Diese stehen mit ihrem Namen hin und schreiben: «Wir schämen uns dafür, dass in unserer Nachbarschaft derart asoziales Gedankengut kursiert.»
Auch Ursina Egli, Präsidentin der SP Stäfa und Kantonsrätin, findet es bedenklich, dass jemand «generell gegen Menschen mit niedrigem Einkommen» hetzt. Trotzdem ist sie überzeugt: «Diese Flugblätter werden uns eher nützen.» Zumal neben dem Gemeinderat und der FDP sogar die SVP die Initiative unterstützt.


Zürichsee-Zeitung, 25. Feb. 2013:

Auch SVP unterstützt Initiative für Familienwohnungen

Nach der FDP heisst auch die SVP eine Initiative der SP gut. Am 3. März geht es an der Urne um ein Projekt für gemeinnützige Familienwohnungen auf einem Grundstück in Ürikon.

An ihrer Mitgliederversammung beschloss die Stäfner Ortspartei, die Initiative für gemeinnützige Familienwohnungen in ürikon zu unterstützen. «Nachdem die Bevölkerung 2009 mit Unterstützung der SVP eine nach ihrer Sicht überzogene Initiative auf bestem Land mit Seesicht abgelehnt hatte, stimmt die SVP dem jetzigen, weitaus vernünftigeren Projekt unterhalb des Bahnhofs ürikon zu», teilt die Partei mit. An der Versammlung im üriker Singsaal Moritzberg trat rund ein Dutzend Votanten an. Die Gegner störten sich vor allem daran, dass mit einem solchen Projekt ein paar wenige gegenüber vielen bevorzugt werden. Wer von diesen Wohnungen einmal profitieren soll, war auch bei den Befürwortern ein Thema. So wurde als Beispiel das Genossenschaftsmodell in Uetikon empfohlen, von dem junge Uetiker Familien profitieren können und darum nicht aus Mangel an bezahlbaren Wohnungen von Uetikon wegziehen müssten. Zugunsten von Stäfner Familien Die SVP sei auch in Stäfa grundsätzlich für eine sozial gesunde Durchmischung der Bevölkerung.Wird die Familienwohnungsinitiative am 3. März angenommen, muss die Gemeinde eine entsprechende Vorlage ausarbeiten und diese den Stimmbürgern wiederum vorlegen. «Die SVP hofft, dass diese dann möglichst auch zugunsten von jungen Stäfner Familien ausfallen wird», heisst es im Communiqué. über die Revision der Gemeindeordnung meldeten sich ebenfalls mehrere Mitglieder zu Wort. Mit der neuen Gemeindeordnung gebe der Stimmbürger Einfluss und Macht an die Behörden und Verwaltung ab, wurde bemängelt. Ein Wegfall der gewählten Behördenmitglieder bedeute automatisch auch weniger Mitspracherecht der Bevölkerung, befürchtet die Partei. Ein Votant warnte davor, dass die Führung der Gemeindewerke ungewiss sei. Auch dass der Gemeinderat seine Ausgabenkompetenz von 100 000 auf 250 000 Franken (total 1,5 Mio.) pro Jahr erhöht, «hinterlässt bei der Ortspartei ein ungutes Gefühl», schreibt die SVP. Die im Jahr 2009 beschlossene Zusammenlegung der Politischen und Schulgemeinde ergibt finanziell voraussichtlich keine Einsparungen. Bei der Vernehmlassung wolle die SVP Stäfa zur revidierten Gemeindeordnung Stellung beziehen und sich aktiv mit Anfragen und Anpassungsvorschlägen beteiligen. Nationalrat Christoph Mörgeli rundete die Versammlung mit Informationen über die Kantonalen und Eidgenössischen Vorlagen ab. (zsz)


Zürichsee-Zeitung, 20. Feb. 2013

FDP unterstützt Initiative für Familienwohnungen

Die FDP hat beschlossen, die SP-Initiative für gemeinnützige Familienwohnungen zu befürworten. Haupttraktandum der Parteiversammlung war aber die Revision der Gemeindeordnung.

An der FDP-Parteiversammlung haben sich Gemeindepräsident Karl Rahm und Gemeinderat Fredi Rechsteiner für die SP-Initiative für gemeinnützige Familienwohnungen eingesetzt. Im Zentrum der Initiative steht ein Grundstück im Dorfteil Ürikon, angrenzend zur Kläranlage. Die Wohnungen, welche von einem gemeinnützigen Bauträger – voraussichtlich einer Baugenossenschaft – erstellt und betrieben werden sollen, sind für Familien mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten geplant. Da ihnen eine gute soziale Durchmischung der Bevölkerung Stäfas ein wichtiges Anliegen sei, empfehle sie, die Initiative für gemeinnützige Familienwohnungen anzunehmen, schreibt die FDP. Sollte der Souverän die Initiative an der Urnenabstimmung vom 3. März annehmen, werde der Gemeinderat eine konkrete Vorlage ausarbeiten, die den Stimmbürgern nochmals vorgelegt wird. Neue Verfassung für Gemeinde Laut Gemeindepräsident Karl Rahm und Gemeinderat Simon Hämmerli muss die bald 30 Jahre alte Gemeindeordnung (GO) aus diversen Gründen total revidiert werden. Über diese Vorlage wird voraussichtlich am 22. September 2013 an der Urne abgestimmt. Laut Rahm und Hämmerli ist es das Ziel, die revidierte GO auf die neue Legislaturperiode im Frühjahr 2014 in Kraft setzen zu können. Mit der bis Ende März 2013 laufenden Vernehmlassung sind interessierte Kreise und insbesondere die politischen Parteien eingeladen, zur Revision Stellung zu beziehen. Die öffentliche Diskussion über den Revisionsinhalt soll dem Gemeinderat dazu dienen, am vorliegenden Entwurf gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Das zentrale Anliegen in der Revision der GO ist die Bildung einer Einheitsgemeinde, wonach die Politische Gemeinde sich mit der Schulgemeinde zusammenschliessen würde. In der Urnenabstimmung vom 17. Mai 2009 wurde dieser Vorsatz bereits grossmehrheitlich gutgeheissen. Die konkrete Umsetzung erfolgt jedoch erst mit dem vorliegenden Entwurf für eine neue GO. Im Zuge der Revision befürworte die Versammlung die Zielsetzung der Straffung und Professionalisierung der einzelnen Behörden, schreibt die FDP. So dürfte aus Sicht der FDP beispielsweise anstelle der Werkbehörde eine vom Gemeinderat gewählte Kommission mit ausgewiesenen Fachleuten dienlicher sein als eine nach heutigem Parteiproporz zusammengesetzte Behörde. Eine gewisse Straffung werde sich auch bei der Anzahl der Behördenmitglieder aufdrängen. Dem neunköpfigen Gemeinderat soll neu auch der Präsident der Schulpflege angehören, und die Schulpflege selbst soll von neun auf sieben Mitglieder verkleinert werden. Zudem sollen die finanziellen Kompetenzen aufgrund des seit 1985 stark gestiegenen Aufwandes der Gemeinde massvoll angehoben werden. (e)


Medieninformation des Gemeinderats, 5. Feb. 2013

Initiative Familienwohnungen: Gemeinderat empfiehlt Zustimmung

SP-Initiative will Familienwohnungen im «Schooren»

Die SP Stäfa verlangt mit einer am 13. November 2012 eingereichten Initiative, dass die Gemeinde ihr Grundstück Kat.Nr. 11013 im Gebiet Schooren an der Schoorenstrasse in Ürikon im Baurecht für den Bau und Betrieb von gemeinnützigen Familienwohnungen abgeben soll. Die Wohnungen sollen Familien mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten zugute kommen. Daher soll ein Teil der Wohnungen im Rahmen der kantonalen Wohnbauförderung realisiert werden, der andere gemäss dem Grundsatz der Kostenmiete.

Das Grundstück im Schooren hat eine Fläche von 4'642 Quadratmeter und ist der Bauzone W2/1.6 zugewiesen. Die Initianten rechnen mit rund 20 Familienwohnungen.

Die Initianten begründen ihren Vorstoss mit den stark angestiegenen Mietpreisen für Wohnungen in Stäfa, die es vor allem Familien mit durchschnittlichem Einkommen schwer machen, in Stäfa geeigneten Wohnraum zu finden. Ein Fingerzeig dafür sei die zunehmende Überalterung der Gemeinde, da der Anteil der 21- bis 40jährigen deutlich zurückgegangen und jener der über 65jährigen kräftig angestiegen sei. Das Interesse an einer lebendigen, sozial und altersmässig gut durchmischten Gemeinde erfordere, dass auch Familien mit tiefen bis mittleren Einkommen hier wohnen können.

Empfehlung des Gemeinderates
Der Gemeinderat empfiehlt, die Initiative anzunehmen. Er teilt die Einschätzung der Initianten, wonach in Stäfa günstige Familienwohnungen kaum mehr auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten werden. Familien und ähnliche Lebensformen sind für die Entwicklung der Gesellschaft und für das Leben in der Gemeinde unverzichtbar. Ihre Förderung hat daher ohne Wenn und Aber als Teil des öffentlichen Handelns zu gelten.

Die öffentliche Hand soll sich wie in den letzten Jahren für das Alterssegment dort engagieren, wo Defizit und Bedarf am grössten sind. Diese Situation trifft angesichts der demografischen Entwicklung, die seit über zehn Jahren einen rückläufigen Anteil der Familien an der Bevölkerungszahl zeigt, bei den Familienwohnungen zu. Schon nur aus Sicht des Sozialbereichs der Gemeinde ist ein Bedarf von 20 bis 30 günstigen Familienwohnungen zu schätzen.

Das von der Initiative vorgeschlagene Modell mit der Abgabe des Gemeindegrundstückes im Baurecht an einen gemeinnützigen Bauträger ist mehrfach erprobt. Die Erfahrungen waren durchwegs sehr gut. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Initiative sind tragbar: Ausser der Abgabe des Landes im Baurecht – die Gemeinde bleibt Grundeigentümerin – und dem Verzicht auf eine marktkonforme Rendite aus der Nutzung des Grundstücks muss die Gemeinde keine weiteren Mittel aufbringen.

Entscheid in zwei Schritten
Die Initiative ist eine allgemeine Anregung. Über sie wird am 3. März 2013 an der Urne abgestimmt. Wird sie angenommen, wird der Gemeinderat eine Vorlage ausarbeiten lassen, mit der die Initiative umgesetzt werden kann. Über eine solche Vorlage wäre dann wieder in einer Urnenabstimmung zu entscheiden.


Zürichsee-Zeitung, 14. Nov. 2012

SP reicht Wohninitiative ein

Geht es nach der SP Stäfa, sollen auf Gemeindeboden günstige Wohnungen entstehen. Die Gemeinde begrüsst die Initiative für mehr Familienfreundlichkeit.

Ueli Zoss, Michel Wenzler

Die SP-Initiative sieht vor, dass in der Unteren Matt, dem Gemeindegrundstück unterhalb der Bahnlinie im Ortsteil Ürikon, in absehbarer Zeit rund 20 preiswerte Familienwohnungen gebaut werden. «Wir rechnen mit Baukosten in Höhe von rund 6 Millionen Franken», sagt Peter Frikart, Vorstandsmitglied der SP Stäfa. Bis allenfalls die Bagger auffahren, ist es aber noch ein langer Weg. Gestern Nachmittag reichte die SP-Delegation, angeführt von Frikart und Ortsparteipräsidentin Ursina Egli, erst die Initiative für das Projekt ein. Gemeindepräsident Karl Rahm (FDP) nahm die Unterschriften wohlwollend entgegen. «Stäfa ist bereits familienfreundlich. » Würde sich das Dorf noch mehr für Familien einsetzen, gehe dies in Ordnung.

Zweiter Anlauf
Noch vor zwei Jahren scheiterten die Sozialdemokraten mit einer Initiative des damaligen Kantonsrates Peter Schulthess. Er hatte verlangt, dass die Gemeinde auf einem Grundstück an der Allenbergstrasse im Dorfteil Ülikon mehrere preiswerte Familienwohnungen erstellen lässt. Die Notwendigkeit, gemeinnützige Wohnungen zu bauen, war zwar unbestritten. Die Stimmbürger bodigten aber die Initiative. Sie stellten den Standort in Frage. Es handle sich um eine Luxusgegend mit Seesicht, die nur wenigen Leuten zugutekäme. «Wir sind dem Ansinnen der Bürger nun gerecht geworden», erklärt Egli. Die Partei habe dieses Mal ein weniger exklusives Grundstück ins Auge gefasst. Auch die Fläche ist wesentlich kleiner geworden. Statt über 8000 m2 Baufläche sind nur noch 4600 m2 geplant. «Die SP hat weitere mögliche Standorte eingehend geprüft», sagt Egli. Die Untere Matt sei ideal. «Es ist eine ruhige Gegend, in der Kinder gefahrlos spielen könnten.» Bahnhof, Post, Kindergarten, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten seien zu Fuss in kurzer Zeit erreichbar. Die Initiative verlangt, dass das Gemeindegrundstück an einen gemeinnützigen Bauträger zum Bau und Betrieb preisgünstiger Familienwohnungen im Baurecht zur Verfügung gestellt wird. In Frage kommen am ehesten Baugenossenschaften. «Im Raum Zürich hätten wir Dutzende von Baugenossenschaften, in der Region immer noch eine Handvoll», sagt Frikart. Alle Wohnungen sollen Familien mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten vorbehalten sein, wobei ein Teil im Rahmen der kantonalen Wohnbauförderung erstellt würde und ein anderer Teil gemäss dem Grundsatz der Kostenmiete.

Stimmbürger entscheidet
Die Initiative sieht zudem vor: Der Gemeinderat erarbeitet einen Baurechtsvertrag zuhanden einer Urnenabstimmung, der die Ziele sicherstellt und der bestimmt, dass der gemeinnützige Bauträger für dieses Projekt ohne Gewinnanspruch und nach dem Grundsatz der Kostenmiete wirtschaftet. Falls das Stimmvolk die Initiative im Frühjahr 2013 annimmt, kommt die Umsetzung des Projektes nochmals zur Abstimmung, frühestens Mitte 2014.

KOMMENTAR VON MICHEL WENZLER

Jetzt sind die Familien am Zug

Die Stäfner SP hat gestern eine Initiative für Familienwohnungen in der Unteren Matt in Ürikon eingereicht. Es ist höchste Zeit dafür. In den vergangenen Jahren sind in der Gemeinde kostengünstige Alterswohnungen erstellt beziehungsweise in der Abstimmung gutgeheissen worden. Man denke etwa an die subventionierten Alterswohnungen Rosengarten und Geren. Oder an das Ja zu Alterswohnungen auf dem Hulftegger- Areal, deren Bau im Frühling beginnen soll.

Gegen diese Projekte ist nichts einzuwenden. Doch jetzt ist es Zeit, auch an die Familien zu denken. Diese leiden ebenfalls unter den hohen Bodenpreisen in der Region. Die Gefahr besteht, dass immer mehr Junge aus finanziellen Gründen wegziehen und das Dorf überaltert. Trotzdem hatten in den vergangenen Jahren Pläne für Familienwohnungen keine Chance. Vor zwei Jahren beerdigten die Stimmbürger nach einer Nein- Kampagne der SVP geplante Wohnungen im Dorfteil Ülikon.

Die Volkspartei versprach danach, selber ein Projekt zu präsentieren. Passiert ist bis heute nichts. Der SVP und anderen politischen Kräften sei nun geraten, das Vorhaben der SP zu unterstützen oder ein besseres Projekt zu präsentieren. Gefragt sind jetzt keine leeren Versprechungen, sondern der Wille, endlich etwas für Familien zu tun.

Hauchdünnes Nein zur Werkvorlage
An der Mitgliederversammlung der SVP Stäfa gab vor allem die Umwandlung der Werke Stäfa in eine öffentlich- rechtliche Anstalt viel zu reden. Nach einem sehr guten Referat vom Betriebsleiter der Werke, René Holzer, und der anschliessenden Diskussion resultierte in der Abstimmung ein hauchdünnes Nein zum Antrag des Gemeinderats, wie die SVP mitteilt. Nach dem Referat von Holzer, der die Vorzüge einer Umwandlung aufgezeigt habe, seien zahlreiche Meinungen, Ängste und Wünsche geäussert worden. Schliesslich habe sich eine Hauptfrage herauskristallisiert: Soll man die Führung der Werke künftig einem kompetenten, vom Gemeinderat bestimmten Verwaltungsrat übergeben, oder soll man die heutige Situation mit einer Werkbehörde, die dem Gemeinderat untersteht, belassen. (e)


Zürichsee-Zeitung, 15. Okt. 2012

SP lanciert Wohninitiative

Die SP fordert den Bau von Familienwohnungen in Stäfa. Dass sie vor zwei Jahren mit einem ähnlichen Anliegen scheiterte, schreckt sie nicht ab. Sie habe von den Fehlern von damals gelernt, sagt die Partei.

Michael Wenzler

Die Sozialdemokraten nehmen einen neuen Anlauf für Familienwohnungen in Stäfa. Vor zwei Jahren waren sie mit einer Initiative des damaligen Kantonsrats Peter Schulthess gescheitert. Er hatte verlangt, dass die Gemeinde auf einem Grundstück an der Allenbergstrasse im Ortsteil Ülikon 40 preiswerte Familienwohnungen erstellen lässt. Die Notwendigkeit, gemeinnützige Wohnungen zu erstellen, war in Stäfa zwar unbestritten. Die SVP bezeichnete das Projekt jedoch als unausgegoren. Auch den Standort stellte sie infrage. Es handle sich um ein Luxusgrundstück mit See- und Bergsicht, von dem nur wenige profitieren würden. Der SVP sei es gelungen, Neidgefühle zu wecken, erklärte die SP damals die klare Abstimmungsniederlage. «Wir haben unsere Lehren daraus gezogen», sagt nun SP-Vorstandsmitglied Peter Frikart. Die Partei habe dieses Mal ein weniger exklusives Grundstück ins Auge gefasst. Um welches es sich dabei handelt, will Frikart noch nicht verraten.Auch zu den voraussichtlichen Mietkosten wollte er sich noch nicht äussern. Die SP will die Initiative an ihrer nächsten Parteiversammlung im November lancieren und erst dann die Details zum Projekt publik machen.

Hulftegger als Vorbild
Beim neuen Standort dürfte es sich um eines der sieben Gemeindegrundstücke handeln, welche die SP nach der Niederlage an der Urne evaluiert hat. Zur Diskussion stehen unbebaute Flächen in der Unteren Matt in Ürikon, im Schwyler, im Geren, an der Eichtlenstrasse, der Etzelstrasse, im Oberen Trübel und in der Üriker Mockenwies. Die SP will ähnlich vorgehen wie der Verein für Altersfragen, der mit seiner Initiative für Alterswohnungen auf dem Hulftegger- Areal Erfolg hatte: Sagen die Stimmberechtigten Ja zur SP-Initiative, erhält der Gemeinderat zunächst den Auftrag, ein Projekt für gemeinnützige Wohnungen auszuarbeiten. Dieses kommt dann in einem zweiten Schritt an die Urne. Die SP ist nicht die einzige politische Kraft in Stäfa, die sich zurzeit für Familienwohnungen stark macht. Spektakulär ist das Projekt der Lokalen Agenda 21, eines Vereins, der sich für Nachhaltigkeit einsetzt. Den Verantwortlichen schweben Familienwohnungen über der Kläranlage vor.

Wohnen über der Kläranlage

Die Lokale Agenda 21 will 32 neue Familienwohnungen in Stäfa. Diese sollen auf einem Stahlgerüst über der Kläranlage gebaut werden. Die Pläne der SVP, die einst selber ein Projekt ankündigte, sind im Sand verlaufen.

Michael Wenzler

In Stäfa könnten Familien künftig dort wohnen, wo normalerweise niemand leben will: direkt über der Kläranlage, auf einer Konstruktion von Stützen. Dies schwebt zumindest der Lokalen Agenda 21 vor, einem Verein, der sich für Nachhaltigkeit starkmacht. So unattraktiv, wie sie im ersten Moment tönen mögen, wären die Wohnungen allerdings nicht. Zum einen würden sie nicht über offenen Klärbecken schweben – diese sind gedeckt. Zum anderen befindet sich die Abwasserreinigungsanlage Sonnenwies (ARA) mitten im Dorfzentrum, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und zu den Einkaufsläden. Und schliesslich würden die Wohnungen voraussichtlich nur 1800 bis 2100 Franken Miete kosten.

Heizen mit Abwärme
Das Projekt hat laut LA 21 weitere Vorteile. Die Wohnungen könnten aus der Abwärme der Kläranlage Energie beziehen. Zudem würde kein neues Land verbraucht, also keine Wiese überbaut. Und das Parkdeck, das sich heute auf dem Dach der Kläranlage befindet, könnte weiterhin bestehen. Die Wohnungen befänden sich direkt darüber. Ein Stahlgerüst – dieses wäre nicht mit dem bestehenden ARAGebäude verbunden – würde sie tragen. Zurzeit laufen rechtliche Abklärungen bei Gemeinde und Kanton, ob und wie sich das Projekt realisieren liesse. Wie weit diese fortgeschritten sind, war bei der LA 21 in den vergangenen Tagen nicht in Erfahrung zu bringen. Das Grundstück gehört der Gemeinde, die in vergangenen Jahren Bereitschaft signalisiert hatte, Land für den Bau gemeinnütziger Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Gegenüber dem Vorhaben bei der Kläranlage ist der Stäfner Gemeinderat jedoch skeptisch. Er lehnt das Projekt ab.

SVP ohne eigenes Projekt
Die LA 21 hat nicht aufgegeben und verfolgt die Idee weiter. Zurzeit machen Vertreter des Vereins das Projekt den Stäfner Parteien schmackhaft. Bereits vorgesprochen haben sie bei der SVP und der SP. Bei der SP, die selber eine Initiative für Familienwohnungen lancieren wird (siehe Artikel auf der Frontseite), findet die Idee Anklang. Der Bau sei zwar technisch sehr anspruchsvoll. Die Tatsache, dass die Gemeinde keine Wiese überbauen und kein Bauland erwerben müsse, mache das Projekt aber attraktiv. Auch die SVP findet die Idee überzeugend. Die Partei hatte vor zweieinhalb Jahren – unmittelbar nach dem Nein zu einer SPInitiative für gemeinnützige Wohnungen und mitten im Wahlkampf – angekündigt, ebenfalls aktiv zu werden. Bis jetzt ist allerdings nichts passiert. Die SVP habe kein eigenes Projekt im Köcher, sagt Vizepräsident Peter Frey auf Anfrage. Er kann sich aber vorstellen, dass seine Partei die Lokale Agenda 21 unterstützen wird. Der Entscheid darüber ist noch nicht gefallen. Die SVP habe zudem in der Arbeitsgruppe mitgewirkt, welche die Gemeinde nach dem Nein zur SPInitiative eingesetzt habe, sagt Frey. Die Projektgruppe legte dem Gemeinderat vor mehr als einem Jahr einen Schlussbericht vor. Der Gemeinderat beschloss daraufhin, das Thema weiterzuverfolgen. Laut Substitut Dieter Suter von der Gemeindeverwaltung hat er darüber hinaus keine weiteren Entscheide gefällt.